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Warum ich mich auf graue Haare freue

Graue Haare, erstes Grau

Ja, du liest richtig, ich freue mich tatsächlich, graue Haare zu bekommen. Die ersten haben sich schon vor fast zehn Jahren auf meinen Kopf geschlichen und langsam kommen ein paar mehr dazu. Ist doch super! Oder nicht?

Grau macht alt

Gestern habe ich eine Diskussion auf Facebook verfolgt, bei der es darum ging, ob denn naturgraue oder gefärbte Haare Frauen besser zu Gesicht stünden. Na, du kannst dir denken, dass die Gemüter mal wieder ein wenig erhitzt waren. Die Mehrheit der Kommentierenden war sich ganz sicher: Grau macht alt. Geht also gar nicht. Ein kleinerer Anteil fand es besser, den grauen Kopf mit Stolz zu tragen. Auch das kommt jetzt wahrscheinlich nicht allzu überraschend. Wenn du an die Menschen denkst, denen du im Alltag so begegnest – beim Einkaufen, auf dem Weg zur Arbeit – wie viele Frauen tragen tatsächlich Grau?

Das große K.O.-Argument gegen natürliches Ergrauen ist auch das naheliegende: Grau macht alt. Eine Frau mit grauen Haaren wirkt definitiv nicht mehr, als wäre sie höchstens Mitte dreißig, egal wie modisch sie sich kleidet oder wie frisch ihr Make-up ist. Alt sein, das heißt gebrechlich sein, auf dem absteigenden Ast, da, wo niemand hin will. Alt sein heißt, wenn du stirbst, ist es ja nicht so tragisch. Du wärst ja eh demnächst an irgendetwas gestorben (Corona hat diese Haltung schön ans Licht gebracht). Alt sein heißt, dass es sich nicht mehr lohnt, etwas Neues zu probieren, dass man keine Abenteuer mehr erlebt und alleine vor dem Fernseher versumpft, weil keiner mehr Lust hat, sich die ollen Kamellen und die Geschichten über ungezählte Wehwehchen anzuhören. Puh, ganz ehrlich? Wer will denn bitte alt sein?

Sex sells

Männer reden sich gerne selbst damit schön, dass sie, wie guter Wein, mit den Jahren nur besser werden. Gute Lagerung vorausgesetzt, denn Essig ist ja auch nicht so sexy. Aber für Frauen gilt nach wie vor: Sie müssen jung sein. Ihre Fruchtbarkeit deutlich sichtbar vor sich her tragen, wenn sie nicht zum alten Eisen gehören wollen. Denn letztlich geht es dabei um nichts anderes, als um Sexappeal, um Attraktion, die Frauen neidisch macht und Männern den Kopf verdreht. Gut, natürlich geht es dabei zu allererst nur darum, dass wir selbst uns schön finden. Aber dieses Schönfinden hängt eben an den Schönheitsidealen, die uns prägen. Wenn es um die Beliebtheit in der Klasse geht, wenn es um Jungs geht, wenn es um Aufmerksamkeit Erwachsener geht. Und wir fangen an, uns möglichst schön zu machen.

Irgendwann als junge Teenagerinnen begreifen wir Frauen, dass Attraktivität unsere Währung ist.

Die Jugend lebt ewig

Generell scheint es in unserer Gesellschaft hauptsächlich zwei Kategorien von Menschen zu geben: spritzig jung und Tattergreis. Es sind auch hier die Extreme, wie in vielen anderen Bereichen, die sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben. Aber mal ehrlich, Leben ist doch so viel mehr! Es gibt nie nur zwei extreme Positionen, es gibt immer auch eine riesige Bandbreite dazwischen. Und die Spanne zwischen Jugend und totalem Gebrechen? – Nennt sich LEBEN!

Natürlich ist es schön, jung zu sein, alle Möglichkeiten noch vor sich, keine großen körperlichen Einschränkungen zu spüren und die Illusion zu haben, nichts könnte einen jemals umbringen. Der Tod liegt unvorstellbar weit entfernt. Wäre es nicht großartig, immer da zu bleiben, wo man frisch und jung ist und niemals sterben kann?

Alles hat seine Zeit

Und ausgerechnet ich freue mich über meine ersten grauen Strähnen und sehe dem völligen Ergrauen zuversichtlich entgegen? Klar, warum denn nicht?

Leben ist Veränderung. Leben ist Wandel. Alles, was lebt, verändert sich. Ständig.

Und als hoch entwickeltes Säugetier, das ungezählten Einflüssen und Erfahrungsmöglichkeiten im Laufe seines Lebens ausgesetzt ist, bedeutet Leben für den Menschen auch Erfahrung. Es bedeutet zu reifen, sich zu wandeln, die Dinge und sich selbst immer wieder aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

Ich fand es nicht schlecht, jung zu sein und alle Möglichkeiten vor mit liegen zu haben, den dreißigsten Geburtstag für das Ende der Welt zu halten, nur mir selbst gegenüber verantwortlich zu sein und mir die Haare so wild zu färben, wie ich lustig war. Ich habe diese Zeit voll ausgelebt, habe eine Menge verrückter Dinge gemacht, wegen einer verlorenen großen Liebe mit dem Rauchen angefangen, mich ins Nachtleben gestürzt und bin sorglos herumgetrampt. Hey, ich habe gelebt und wunderbare, schmerzhafte und prägende Erlebnisse gehabt.

Ich fand es auch nicht schlecht, Mutter zu werden. Gut, auf die schlaflosen Nächte hätte ich gerne verzichtet, aber auf alles andere? Niemals! Ich durfte eine Schwangerschaft erleben, durfte bei der Geburt spüren, welche Kraft und Weisheit mein Körper besitzt und wie vertrauensvoll und abhängig ein zerbrechlicher Säugling an meiner Brust saugt. Das war nicht alles furchtbar romantisch, nein, für mich war das eine harte Zeit, in der ich über alle meine Grenzen ging, um dem keinen Menschen irgendwie gerecht zu werden, den ich geboren hatte. Ich habe kaum geschlafen, hätte es nicht wirklich „Leben“ genannt, aber diese Zeit hat mich verändert, mich reifen und wachsen lassen.

Jetzt begleite ich stauend mein Kind bei jedem seiner Entwicklungsschritte, erkenne mich manchmal in ihm wieder, manchmal auch nicht. Jedes mal, wenn er sich verändert, verändere ich mich mit ihm, wachse in neue Aufgaben hinein, muss neue Entscheidungen treffen. Die Beziehung zu meinem Mann hat sich über die Jahre gewandelt. Wir haben uns voneinander weg bewegt, dann wieder aufeinander zu. Wir hatten Streit, wir hatten großartige Momente voller Liebe, wir hatten Angst umeinander und wir sind uns auf den Keks gegangen. Und wir haben dazu gelernt. Uns selbst besser kennengelernt und den anderen, sind gemeinsam gewachsen.

Irgendwann wird mein Kind hinaus in die Welt ziehen. Er wird seine Jugend leben, jung sein und alles auskosten, was es auszukosten gibt. Sich verlieben, sich trennen, seinen Weg finden und vielleicht noch ein paar mal die Richtung ändern, bis er weiß, wohin er will. Er wird verrückte Sachen tun, von denen ich besser nichts weiß, damit ich ruhig schlafen kann. Er wird leben, als ob es kein Morgen gäbe, und das ist genau das, was ihm in seiner Jugend wunderbar stehen wird. Auch wenn ich davon nicht alles gut finden werde, ihm manche Erfahrung ersparen wollen würde und vieles vermeintlich besser wissen könnte. Ich bin dann nicht mehr jung. Ich bin dann nicht seine Entdeckungsgefährtin.

Wohin die Reise geht

Aber was bin ich dann? Gereift. Voller Erfahrung, voller Einsicht und viel mehr eins mit mir, als ich es in meiner Jugend gewesen bin. Das bin ich jetzt schon so viel mehr. Ich brauche dann nicht wie ein gephotoshopptes Supermodel aussehen und so tun, als wäre ich höchstes Mitte dreißig. Ich muss niemandem mehr beweisen, dass ich super fruchtbar und eine großartige Wahl für eine Bettgeschichte wäre. Wozu auch?

Ich freue mich darauf, aus der Erfahrung zu schöpfen, gelassener und mutiger zu sein und Fünfe öfter mal gerade sein zu lassen. Ich freue mich darauf, aus meiner gesammelten Erfahrung und allem, was ich übers Menschsein gelernt habe, Inspiration und Ratgeberin zu sein für die, die es möchten. Falten, graue Haare und das Bindegewebe ist auch nicht mehr straff? Das ist okay. Das kommt davon, wenn man lebt. Wenn man ein ganzes Leben durchschreitet, liebt, lacht, verflucht, verzweifelt und sich wieder aufrafft. Das kommt davon, wenn man alles erlebt und sich beständig wandelt. Keine Zeit ist besser, keine schlechter. Kein Grund Trübsal zu blasen oder verbittert auf die Jugend zu schielen.

Bestimmt werde ich später meine Gebrechen haben und mein Körper wird nicht mehr alles klaglos mitmachen, was er mir jetzt noch ermöglicht. Bestimmt werde ich mich manchmal wundern, wohin die Zeit gekommen ist und wie sich das pausbäckige Gesicht, das ich auf Kinderfotos hatte, in diese Runzellandschaft verwandeln konnte. Und bestimmt werde ich mich mehr und mehr mit dem Tod auseinandersetzen, und das wird sicher nicht ganz einfach sein. Aber zumindest möchte ich am Ende sagen können: Ich habe ein ganzes Leben gelebt, ich habe den Kreis voll gemacht und gelernt und erfahren, was ich konnte, um mein Leben so gut wie möglich zu gestalten und anderen ein Licht zu sein. Ich möchte das Altsein für die, die nach mir kommen, zu etwas machen, in das sie sich erlauben können, hineinzuwachsen, statt sich mit aller Gewalt dagegen zu stemmen.

Es sind die Tiefen, die uns Einsicht lehren und die Höhen, die uns grenzenlos glücklich machen. Das ist Leben, ein Tanz zwischen den Polen.

Dass Alter nicht unbedingt furchtbar romantisch ist? Das ist okay. Was ist schon immer toll und ein Zuckerschlecken. Wir erleben in jeder Phase Höhen und Tiefen. Es sind die Tiefen, die uns Einsicht lehren und die Höhen, die uns grenzenlos glücklich machen. Das ist Leben, ein Tanz zwischen den Polen.

Nein, ich möchte kein Teenager mehr sein, ich möchte auch nicht ewig jung bleiben. Ich möchte Erfahrungen sammeln, lernen, mich wandeln und mehr und mehr eins werden mit mir selbst. Und das darf auch jeder sehen. Grau werden, das hat für mich auch etwas mit Würde zu tun. Lasst uns in Würde grau sein. Lasst uns in Würde und mit unserer eigenen Spur Verrücktheit unser Leben vollenden. Wir müssen niemandem gefallen, keinen Normen entsprechen und abgefahrenen Zügen hinterher klagen. Leben ist immer jetzt. Und je mehr wir uns hineingeben, desto erfüllter und schöner sind wir tatsächlich. Unabhängig von äußeren Gegebenheiten.

Lassen wir unsere grauen Mähnen im Wind flattern, ergreifen wir unsere Weisheit und die Kraft unseres Alters und gehen wir in Frieden und Liebe unseren Weg zu Ende.

PS: Es war gar nicht so leicht, ein großartiges Foto einer grauhaarigen Frau zu finden. Ich habe mich für diese Frau entschieden. Ihr Blick sagt alles, wofür ich über 1.500 Wörter gebraucht habe!

Wie stehst du dazu? Was verbindest du mit dem Altwerden und wer möchtest du sein, wenn du tatsächlich alt bist?

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Mein Name ist Karin Pelka und mein Herzensanliegen ist es, dich zu deinem bedingungslosen Ja zu dir selbst zu begleiten. Denn dieses Ja ist so kraftvoll und tiefgreifend, dass es keine faulen Kompromisse mehr zulässt. Dein Ja zu dir selbst bahnt dir den Weg zu deiner Erfüllung, deinem authentischen Wesen und zu echter, ungekünstelter Selbstsicherheit.

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