Diese Frage klingt im ersten Moment ein bisschen absurd – und genau das macht es so wertvoll, sie zu stellen. Warum das so ist und wie mir diese Frage eine innere Tür geöffnet hat, möchte ich in diesem sehr persönlichen Beitrag gerne mit dir teilen.
Wenn du meinen Artikel über meine Schuld, am Leben zu sein und meine Berufung gelesen hast, weißt du bereits, dass ich mich bei meinem Start ins Leben nicht unbedingt willkommen gefühlt habe. Durch die psychische Erkrankung meiner Mutter mündete das während meiner Jungend in blanke Ablehnung.
Verständnis als Überlebensstrategie
Eine Situation, mit der ich hauptsächlich deshalb klar kam, weil ich mir immer große Mühe gab, die Beweggründe anderer zu verstehen. Ich verstand, wie meine Eltern durch meine Geburt in eine ungünstige Situation kamen, ich verstand, wie sie selbst in ihren Elternhäusern viel Ablehnung und Entwertung erfuhren – gefühlt konnte ich die ganze Ahnenreihe bis Adam und Eva zurück verstehen. Es waren eben Muster und Probleme, die sich seit Generationen immer weiter übertrugen. Wer auch immer mit dem Quatsch angefangen hatte, seinen Kindern die Schuld an der eigenen Misere zu geben oder Menschen anhand ihrer vermeintlichen Nützlichkeit zu bewerten.
Es musste jedenfalls eine ganze Weile zurückreichen. Und bisher war es offenbar niemanden gelungen, aus diesem Muster auszusteigen. Wie auch – alle waren jung, saßen eben in ihrer Zwickmühle … man kann das schon verstehen.
Dieses Verstehen und Analysieren der Situation, meines ganzen familiären Systems wurde zu meiner Überlebensstrategie. Rückblickend kann ich mich für diese intensiven Lektionen wahrscheinlich sogar bedanken, denn sie ermöglichen mir heute, Zusammenhänge aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten, als es mir sonst vielleicht möglich gewesen wäre. Andererseits – ich würde dieser Erfahrung keine Weiterempfehlung aussprechen.
Endlich wütend
Tja, ich löffelte also die Suppe aus, die lange vor mir eingebrockt wurde. Lange versuchte ich, das nicht persönlich zu nehmen. Niemandem die Schuld daran zu geben. Denn wie mies es sich anfühlte, Schuld aufgehalst zu bekommen, das erfuhr ich selbst am eigenen Leib. Und völlig grundlos.
Einem Kind die Schuld an seiner Existenz zu geben – das ist wie ein Brot zu backen und es dann zu schimpfen, warum es nicht nach Kuchen schmeckt. Es waren eben die Umstände Schuld, nicht ich.
Es dauerte ehrlich gesagt viel zu viele Jahre, bis ich mir selbst eingestand, wie unglaublich wütend ich tatsächlich auf meine Familie war. Bis ich überhaupt Wut spüren konnte durch mein ganzes Verständnis hindurch.
Diese Wut zuzulassen, sie durch und durch zu spüren, zu schreien, zu toben, zu fluchen und die Fäuste zu ballen – das war mit Mitte dreißig wirklich überfällig. Das war ein Moment großer Klarheit, den ich dringend gebraucht habe. Erst diese Wut hat mir auch gezeigt, dass mein Verständnis vorher zwar aufrichtig und ernst gemeint war. Aber erst der Durchbruch meiner unsäglichen Wut machte für mich selbst den Weg zum Verzeihen frei. Erst als ich eingestand, wie ungerecht ich mich behandelt fühlte und wie persönlich ich das tatsächlich nahm, konnte ich mit meiner Vergangenheit anfangen, Frieden zu schließen.
Und zwar wirklichen Frieden.
Eine ganz neue Dimension
Vor Kurzem allerdings begegnete mir ein Impuls, der mich veranlasst hat, noch eine ganz andere Dimension dieser Geschichte auszuloten. Meine eigene Schuld.
Es ging darum, sich selbst zuallererst zu verzeihen, wenn man Fehler gemacht hat. Und plötzlich stand dieser Gedanke glasklar da: „Kannst du dir verzeihen, dass du abgelehnt wurdest?“
Bitte, was? Sofort tauchte bei mir auf, was du dir vielleicht jetzt auch gerade denkst: Wie kann man sich selbst verzeihen müssen, wie Eltern mit einem als Kind umgegangen sind? Wie kann man sich seine Herkunft verzeihen müssen? Ist das nicht absurd, eine Art Opfer-Täter-Umkehr?
Aber der Gedanke blieb. Und ich ließ mich darauf ein, auszuloten, was das wirklich für mich bedeutete. Inzwischen erkenne ich diese Art von Gedanken, die für mich tatsächlich bedeutsam sind, ganz gut. Und der hier fühlte sich so an.
Es ging nicht um Schuld, nicht um die Umverteilung von Verantwortung oder darum, den Umgang mit mir nachträglich zu rechtfertigen. Nein, es ging um etwas ganz anderes, etwas ganz Sanftes, Freundliches.
Es ging um Heilung.
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Der Schatten im Unterbewusstsein
Um das unterschwellige Gefühl, Schuld auf mich geladen zu haben, all die Ablehnung irgendwie verdient zu haben – weil ich nicht so toll, perfekt und angepasst war. Weil ich meine Eltern nicht glücklich gemacht habe. Nicht, dass ich diese Schuld rational trug oder tragen sollte. Aber tief im Unterbewusstsein hing sie trotzdem in mir fest.
Das Unterbewusste funktioniert nicht rational. Es fragt nicht nach Verantwortung, nach Logik, nach richtig und falsch. Es nimmt einfach für gegeben, was es aufnimmt. Es nimmt die Situation, in der wir stecken, wie sie ist, und legt sich sein Wertesystem so zurecht, wie es vorgelebt wird. Das Unterbewusstsein sorgt für eine Art Balance, in der alles seine Richtigkeit hat. Auch wenn das heißt, sich selbst und dem eigenen Selbstwert, Schaden zuzufügen.
Mit dem Verstand ist es nicht zu erreichen. Nur mit unmittelbarer Erfahrung, mit Gefühlen, Symbolen oder intensiven Geschichten.
Und in meinem Unterbewusstsein trug ich die Schuld, die man mir (teils unbewusst) gab. Ich nahm, was ich erfuhr und trug es mit mir herum, ohne es wahrzunehmen. Und ohne überhaupt auf die Idee zu kommen, dass sich hier etwas verstecken könnte, das mir selbst immer wieder Knüppel zwischen die Beine wirft. Das mich immer wieder traurig und abgelehnt fühlen lässt, unzugehörig – auch wenn ich in vielen Bereichen längst aus meiner alten Rolle ausgestiegen war.
Die Schuld, die man mir antrug – ich habe sie angenommen. Ob sie mir wirklich gehört, oder nicht – es spielt keine Rolle. Sie ist da.
Ich war Schuld an meiner eigenen Misere, verdiente, was mir widerfuhr und verdiente weiterhin nichts Besseres.
Konnte ich mir das verzeihen?
Den Schatten anerkennen
Ich dachte eine Weile darüber nach – immer wieder ploppte der rationale Verstand dazwischen: „Quatsch! Du warst doch gar nicht Schuld!“
Aber wenn ich genau hinfühlte, dann spürte ich diesen Schatten in mir. Ich war kein braves Kind. Ich war ein Schreikind, trieb mich herum, stieg verbotenerweise auf dem Dach der Maschinenhalle herum, zerriss mir neue Klamotten, machte meine Hausaufgaben oft nicht, räumte mein Zimmer nur auf, wenn mir angedroht wurde, dass mein Hamster sonst der Katze zum Fraß vorgeworfen würde (ja, wirklich), ich war in der Schule unbeteiligt, fand keine Motivation, mich mit 15 um einen Ausbildungsplatz in einer Metzgerei zu bewerben, enttäuschte meinen narzisstischen Chef, lief von Zuhause weg – ich war ehrlich gesagt eine absolute Vollkatastrophe.
Es machte meinen Eltern mit Sicherheit so wenig Freude, meine Eltern zu sein, wie es umgekehrt mir ein Vergnügen war. Wer damit angefangen hatte, dem anderen den Spaß zu vermiesen? Wesen Schuld was gewesen war? Sicher kann man einem Säugling keinen Vorwurf machen. Sicher kann man ein auf Distanz gehaltenes Kind nicht dafür beschuldigen, kein großes Interesse daran zu haben, die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen. Das ist letztendlich auch gar nicht der Punkt, den ich hier meine.
Der Punkt ist einfach nur: Kann ich mir verzeihen, nicht so gewesen zu sein, wie ich vielleicht hätte sein müssen? Kann ich mir verzeihen, ich selbst zu sein?
Wie unbewusste Selbstablehnung entsteht
Das ist eine Frage, die ziemlich ans Eingemachte geht. Und jetzt, wo ich weiter darüber nachdenke, glaube ich sogar, das ist DIE Frage überhaupt.
Wir alle erleben in Teilen Ablehnung. Einfach, weil nicht alles, was wir von uns zeigen, nicht alles, was wir von Natur aus sind, von unserem Umfeld anerkannt wird. Wir sollen leise sein, wenn wir toben – und lauter sein, wenn wir beim Schultheater auftreten. Wir sollen unsere schönen Klamotten nicht schmutzig machen, wenn wir spontan im Dreck wühlen – und sollen unbedingt an die frische Luft, wenn uns danach ist, den Nachmittag über zu lesen. Wir sollen aufessen – aber nicht nur Kuchen…
Egal, wie man sich als kleiner Mensch verhält – große Menschen bewerten das und korrigieren an unserem Verhalten herum. Das ist teilweise angebracht, kann aber auch dazu führen, dass wir die abgelehnten Anteile an unserer Persönlichkeit selbst ablehnen. Was wiederum heißt: Wir fühlen uns fehlerhaft, verkehrt, tragen die Schuld daran, abgelehnt zu werden.
Es ist zwar nichts verkehrt an uns – aber wir fühlen uns so.
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Licht ins Dunkle bringen
Und das ist genau das Problem. Alle Beteuerungen, dass an uns nichts falsch ist, dass wir vollkommen in Ordnung sind, so wie wir sind, dass alle Facetten an uns wertvoll und besonders sind – das Laute, das Leise, das Starke, das Zarte – bleiben an der Oberfläche und bewirken nicht so viel, wie sie sollten.
So lange da noch Ablehnung und Schuld in uns schlummert.
Und es sind nicht die Angehörigen und Freunde, die uns unsere Fehlerhaftigkeit ausreden oder verzeihen könnten, um uns davon zu erlösen. Auch nicht unsere Partner, von denen wir bedingungslose Liebe erhoffen. Das können wir nur mit uns selbst ins Reine bringen.
Kann ich es mir verzeihen, dass ich so bin, wie ich bin?
Kann ich mir verzeihen, Muster angenommen, Teile abgespalten und mir selbst meinen Wert abgesprochen zu haben, weil ich das so erfahren habe?
In diesen Fragen steckt das Potenzial, sich wirklich selbst anzunehmen. Von Grund auf, ohne Wenn und Aber.
Wenn man es schafft, den Verstand beiseitezulassen und wirklich hinzufühlen, öffnet sich eine Tür. Eine Tür, die ins dunkelste Verlies zu führen scheint, tief drunten, wo es feucht und modrig ist, wo unkenntliche Gerippe liegen und selbst die Spinnen längst tot von der Decke gefallen sind. Aber wenn man es wagt, dort hinunter zu steigen, sich all das anzusehen, es anzunehmen – dann kann es sich wandeln. Dann wird die Tür zum Verlies eine Tür in die Freiheit.
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Mein Name ist Karin Pelka und mein Herzensanliegen ist es, dich zu deinem bedingungslosen Ja zu dir selbst zu begleiten. Denn dieses Ja ist so kraftvoll und tiefgreifend, dass es keine faulen Kompromisse mehr zulässt. Dein Ja zu dir selbst bahnt dir den Weg zu deiner Erfüllung, deinem authentischen Wesen und zu echter, ungekünstelter Selbstsicherheit.
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